Vor kurzem bin ich mit unserem Idele (VW ID.3) 190 Kilometer die A81 von Anfang, also kurz vor der Schweizer Grenze, bis Böblingen und danach noch nach Altensteig gedüst.
Die ganze Fahrt durch hatte es Petrus echt gut mit uns gemeint. Platschregen, Windböen und das alles bei Temperaturen kurz vorm Gefrierpunkt.
Also so ein klassisches Winter-Matsch-Bäh-Wetter, was im November oder Dezember ja auch völlig in Ordnung ist.

Mit netter Metallmusik, angenehmer Raumtemperatur und einem Bonbon ließ ich mich so gemütlich im Confi-Chair von dem Idele kutschieren.
Da man beim Baustellen- und Elefantenrennen viel Zeit hat, hab ich natürlich auch meinem Akku dabei zugesehen wie er immer leerer wird.
Als das Idele und ich bei Rottweil vorbeikamen, stellte ich mir die Frage wieso der Akku schon so leer ist.
E-Auto Sommer – Winter
Denn wenn ich im Sommer und bei Sonnenschein unterwegs bin, pack ich dieselbe Strecke mit 20% Akku. Diesmal war der Akku jedoch schon über 40% ausgeglichener als zu Beginn der Fahrt.
Da schwappte das alte Verbrenner-Ich aus mir raus:
- Klar ist ein Stromer, der hat im Winter keine Reichweite
- Vermutlich ist jetzt der Akku doch kaputt und ich kann nur noch Kurzstrecke fahren
- Ich darf halt nicht mit Heizung und Musik fahren, das braucht alles zu viel Strom
- Elektroautos sind doch doof
… und dann habe ich mir das Ganze mal ein bisschen durchdacht.

Unser aktuelles Elektroauto: Idele
Das ist unser Elektro-Auto.
Es handelt sich um einen Vokswagen ID.3 Plus den wir gebraucht gekauft haben und jetzt so ca. 90000 km auf dem Buckel hat.
ID.3 Pro Zahlen, Daten, Fakten
Diese Kennzahlen können im Internet zum ID.3 Pro ausgelesen werden:
- Verbrauch: 15,3 kWh / 100 km
- Leistung 107 kW
- Akkuleistung: 58 kWh
- Reichweite 416–426 km
- WLTP 15,4–16,9 kWh / 100 km
- praxisnah geschätzt 300–420 km
Ideles tatsächliche Verbrauchswerte
Wir nutzen unser Idele (ID.3) nun länger als ein Jahr und haben für unsere Fahrweise und unsere Standardfahrten folgende Werte ermitteln können:
- Durchschnittlicher Verbrauch: 18,6 kWh / 100km
- Wir halten uns an ca. 110 km/h auf der Autobahn, manchmal auch schneller wenn wir überholen müssen oder die Verkehrslage es erfordert
- Fun Fact: Wir fahren 15 Minuten weniger auf der Autobahn A81 von Stuttgart nach Randegg mit Vollgas. Also nur eine Stunde 15 Minuten statt eine Stunde 30 Minuten. Wir haben herausgefunden, dass uns das ständige Beschleunigen und Bremsen nichts nützt.
- Wir hängen meistens auf der Autobahn herum und können daher nicht mit WLTP-Definition fahren, da dort viel Stadtverkehr vorkommt.
Warum braucht das Idele bei den Fahrbedingungen mehr Leistung?
Unser Idele ist nicht kaputt, und wenn bessere Wetterbedingungen herrschen, dann fährt das Auto auch weiter.
Bei der Sauwetterfahrt kamen ein paar Parameter zusammen, die bei der Nutzung des Elektroautos eher auffallen als bei der Nutzung eines Verbrenners.
- Kälte
Ja, wenn es kälter ist wird mehr Energie im Akku benötigt und deshalb kommt man ein paar Kilometer weniger weit als bei +25° C.
Das ist aber nicht das große Problem, es ist einfach dem geschuldet das ich keinen Bock auf eine kalte Fahrt habe und so ein paar kWh für Heizung und Batteriemanagement drauf gehen. - Pure schöne Physik der Wasserverdrängung
Das eigentliche Thema ist die Mehrarbeit, die das arme Idele durchführen muss, wenn es sich den Weg durchs Wasser pflügt. Die Reifen haben eine bestimmte Dimension und verdrängen das Wasser. Wenn das Wasser im Winter als Schnee rumliegt ist das mindestens genauso heftig. Stampf mal auf einem frisch verschneiten Weg herum. Das kostet mehr Kraft als auf glattem Asphalt. Aber auch im Bach spazieren zu gehen kostet mehr Kraft als der trockene Weg. - Pure schöne Physik des Windes
Wenn dir der Wind mit 190 km/h auf die Karre bläst, muss sich das arme Idele anstrengen und sich da durchdrücken. Auch dafür benötigt das Fahrzeug viel Leistung.
Frau Physik ist halt eine ehrliche und klare Person mit der es sich nicht lohnt zu verhandeln. Sie gibt es schon sehr lange und sie diskutiert nicht mit uns…
Das braucht der Verbrenner doch auch oder?
Aha, also ein Elektroauto ist eigentlich doch doof oder?
Ich finde eigentlich nicht.
Das Elektroauto hat einen deutlich höheren Wirkungsgrad als der Verbrenner.
Ein Verbrenner heißt ja Verbrenner weil er ca. 70 % an Heizleistung hat und nur 30 % Kraft auf die Straße bringt.
Bei 50 Litern sind das ca. 298 kWh Heizleistung (Wärme) und etwa 127 kWh Leistung für die Straße.
Das bedeutet, dass unser 50 Liter befüllter Verbrenner etwa doppelt so viel Leistung liefern kann wie unser Idele.
Wir benötigen irgendwas mit 20 kWh mehr Leistung bei schlechtem Wetter um unsere Autos nach Böblingen zu bewegen.
20 kWh sind keine drei Liter Sprit (ohne Heizleistung). Mir ist das also in früheren Jahren mit dem Verbrenner nicht richtig aufgefallen, dass ich mehr Sprit für die Strecke brauche als bei trockener Straße. Unter anderem wohl deswegen nicht, da ich bei gutem Wetter auch nicht unbedingt langsam gefahren bin. Also war der Luftwiderstand höher und somit der Verbrauch ähnlich bis gleich.
Unsere Autobatterie (unser Akku) muss früher aufgeladen werden (20 kWh sind ja um die 34 % der Ladekapazität). Frau Physik zeigt uns hier einfach nur auf, das wir viel gearbeitet haben beim Wasser- und Windverdrängen.

Speicherkapazität in 1 Liter Benzin
Benzin hat einen Heizwert von ungefähr 8,5 kWh pro Liter. Siehe Mobilitätsschule.
Ein normales Auto kann 50-100 Liter, also 425 kWh – 850 kWh mit sich führen.
Speicherkapazität von Elektroautos
Wir gehen in der aktuellen Berechnung davon aus, dass heutige Elektroautos 50-100 kWh im Akku speichern können.
Also alles gut?
Ja, alles gut.
Das Idele hat einfach einen verflixt kleinen Tank. Da passen nur knappe 7 Liter Sprit rein. (58 kWh / 8,5 kWh = 6,98234 kWh)
Mit den wenigen „Litern“ kommt das Teil aber fantastisch weit.
Neuere Elektroautos kommen mit noch weniger Sprit deutlich weiter. Also da haben die Ingenieure wirklich geil gearbeitet!
In Altensteig lade ich das Idele über Nacht zuhause auf dem Parkplatz auf. Da geht mich das auch nichts an, dass ich ein paar Liter mehr reinschütten muss. Aus Nutzersicht ist mir das völlig egal.
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